Die Kölner Stadtverwaltung veröffentlichte gestern das Verkehrsgutachten zum geplanten Umzug des Großmarkts nach Marsdorf. Hierzu erklärt Astrid Franzen, Vorsitzende der BIG Junkersdorf:
“Es zeugt von großem Zynismus und Menschenverachtung, wenn in dem Gutachten sinngemäß das Fazit gezogen wird: Hier ist die Umwelt- und Lärmbelästigung schon so groß – unter anderem eine dauerhafte Überschreitung der Grenzwerte von Stickoxiden in Junkersdorf und Weiden -, da kommt es auf ein bißchen mehr Gift auch nicht mehr drauf an. Ganz zu schweigen davon, dass in der zuvor erstellten Interkommunalen Raumanalyse der Gutachter empfohlen hatte, die Fläche in Marsdorf freizuhalten, da diese in einer der letzten Frischluftschneisen für die Innenstadt liegt.
Wenn laut Gutachten die weitere Wohn- und Gewerbeentwicklung zu signifikanten Verkehrsbelastungen führt, kann verantwortungsvolle Politik für das Wohl und die Gesundheit der Bürger nur den Schluss ziehen, dass hier kein weiteres Gewerbe mehr hinpasst.
Die Behauptung, dass der zusätzliche Großmarktverkehr vor allem in verkehrsarmen Zeiten auftritt, ist schlichtweg falsch. Die Anlieferung per LKW, teilweise auch durch Wohngebiete, erfolgt sicherlich nachts. Der Warenumschlag jedoch zielt auf Gastronomie und Kleinhandel - alle großen Betreiber werden von Ihrer eigenen Logistik beliefert - und der fährt, aus der Innenstadt sicherlich nicht über die Autobahn, sondern morgens im Berufsverkehr.
Wer heute schon Verkehr und Rückstau auf der Dürener Str. kennt und behauptet, dass dieser mit geringfügiger Optimierung in Zukunft abgewickelt werden könnte, lügt sich und den Bürgern in die Tasche. Dieses Gutachten scheint dem Auftraggeber sehr gefällig.“
Die Bürgervereine im Kölner Westen sind noch aus einem anderen Grund verärgert: keine einzige der zahlreichen während der Gutachtenerstellung eingebrachten Anregungen der Bürger sowie der Bezirksvertretung Lindenthal wurden im Gutachten berücksichtigt! So sieht Bürgerbeteiligung in Köln aus!
Als größte Mängel des Gutachtens kritisiert die BIG Junkersdorf die im Gutachten zugrunde gelegten, viel zu geringen Verkehrszahlen für den Großmarkt und das zu kleine Untersuchungsgebiet, das bereits am Militärring endet. Das Gutachten unterstellt außerdem, dass die für den Großmarkt vorgesehene Fläche ohne den Großmarkt anderweitig gewerblich genutzt würde. Tatsächlich handelt es sich heute jedoch um Ackerfläche - noch ein Anhaltspunkt dafür, dass die Prämissen des Gutachtens alles andere als objektiv sind, sondern lediglich die Belastung durch den Großmarkt klein erscheinen lassen sollen. Kaum glaublich ist auch, dass das Gutachten überhaupt nicht die in unmittelbarer Nähe liegenden Wohnstraßen in Junkersdorf berücksichtigt, obwohl hier heute schon eine Verkehrsbelastung und Luftverschmutzung vorliegt, die bereits drei Jahre in Folge über den zulässigen EU-Grenzwerten liegt.
Die Bürger in dem betroffenen Stadtgebiet wollen das so nicht hinnehmen und planen weitere Aktionen, um die Politiker auf die Umweltsituation in Junkersdorf und im gesamten Kölner Westen aufmerksam zu machen. "Schließlich geht es hier vor allem um die Gesundheit der vielen Kinder in unserem Stadtteil, die unter der Luftverschmutzung ganz besonders leiden", äußert sich Bettina Boos von der BIG. "Niemand käme auf die Idee, in einen umweltverseuchten Fluss, in dem die Fische sterben, noch einen weiteren Eimer Gift hinein zu kippen. In Sachen Großmarkt schlägt die Verwaltung aber genau dies der Politik vor: trotz oder sogar gerade wegen der hohen verkehrsbedingten Umweltbelastung im Kölner Westen will man hier die Belastung noch weiter erhöhen. Wer möchte das unseren Kindern erklären?"